1. Juni 2023

Michael Benninger über Nachhaltigkeit, Energiekrise, E-Fuels und Klimakleber

Promotech:  Herr Benninger, wie sieht es bei Promotech mit den hochaktuellen Themen Nachhaltigkeit und Energie aus?

Michael Benninger: Wir haben bei Promotech vor über 10 Jahren begonnen, uns Gedanken zu nachhaltiger Energie zu machen. Den Grundstein legten wir in der Produktion im Jahr 2014 mit der Umstellung von energieintensiven Kältemaschinen auf Wasserwärmepumpen in Verbindung mit dem eigenen Brunnen. Werkzeuge und Maschinen werden so gekühlt, die entstehende Abwärme wird für die Heizung von Produktions- und der Bürogebäuden genutzt.

Im Zuge weiterer Überlegungen wurde der Betrieb nach Sparpotentialen durchleuchtet. Das Wort „Leuchten“ war tatsächlich eine der Lösungen. Wir haben alle Leuchtmittel auf LED umgestellt. Dadurch sparen wir im Jahr 200.000 kWh ein.

Mittlerweile ist der 3. Bauabschnitt unserer PVA (eine sogenannte Boden-PVA) fertiggestellt. Dazu ein paar Daten:

  • Gesamt-Kapazität: 1.550.000 kWh im Jahr
  • Deckt 23 % unseres Strombedarfs
  • Entspricht dem Energiebedarf von rund 400 Haushalten
  • Entspricht 10,333 Millionen Kilometer mit einem durchschnittlichen E-Auto

Unsere Anlage ist eine der größten im Bezirk. Promotech ist der erste Betrieb im Innviertel mit einer zusätzlichen Boden-PVA und dadurch federführend im Industrieland Oberösterreich.

Letztes Jahr wurden die Mitarbeiter:innen im Rahmen der Initiative „Stromsparen helfen“ aufgerufen, sich aktiv einzubringen. Die besten der zahlreichen tollen Vorschläge wurden prämiert. Danke nochmal an dieser Stelle an unsere engagierten Mitarbeiter:innen.

 

 

Promotech: Aber kommt es durch die Boden-PVA nicht zu einem drastischen Eingriff ins Gelände?

Michael Benninger: Wir vermeiden Bodenversiegelung durch eine Konstruktion, die Regenwasser abfließen und versickern lässt. Zudem wurden die Module so installiert, dass wir diese jederzeit abmontieren und beispielsweise auf dem Dach einer neu errichteten Halle montieren können.

 

Promotech: Wie sehen Sie persönlich die Zukunft fossiler Brennstoffe?

Michael Benninger: Gerade die Prozessindustrie wie beispielsweise bei Voestalpine oder einer unserer wichtigsten Lieferanten BASF kann Produktionsprozesse nicht auf rein grüne Energie umstellen – das ist einfach nicht möglich. Die Lösung liegt im gesunden Mittelmaß, einem Energiemix aus Grüner Energie, Atom-Energie – diese ist ja grundsätzlich auch grün – und Energie aus fossilen Brennstoffen. Sonst sehe ich das sehr kritisch, ob wir uns diese Energiewirtschaft in Europa dauerhaft leisten werden können. Das sieht man aktuell bei den Gas- und Energiepreisen. Weil wir im Gegensatz zu Asien und Amerika ein großes Rohstoff- bzw. Versorgungs-Problem haben. Aber selbstverständlich sollten sich Unternehmen Gedanken über ihren Beitrag machen.

 

Promotech: Wie sehen Sie die Entwicklung im Automobilsektor, wie aktuell die Diskussion rund um den Verbrennungsmotor?

Michael Benninger: Hier halte ich ein ausgewogenes Portfolio aus E-Autos und Hybriden für einen gesunden Zugang. Ich sehe nicht, dass die Infrastruktur bis 2035 auf reine E-Mobilität umgestellt werden kann. Das wird sich mit der zur Verfügung stehenden Energie nicht ausgehen.

Studien haben gezeigt, dass es selbst bei einer Einstellung des Verbrennungsmotors ab 2035 mindestens bis 2050 Bestandsfahrzeuge mit Verbrennungsmotor auf unseren Straßen geben wird. Eine Umstellung auf reine E-Mobilität bewerte ich in Hinblick auf die Gesamt-Energiebilanz eines E-Autos kritisch. E-Mobilität macht im städtischen Bereich durchaus Sinn, öffentlicher Verkehr ist dort aber die noch klügere Wahl. In unserer Region halte ich Hybridfahrzeuge für sinnvoll. Es gibt im Bereich E-Fuels und Wasserstoff sehr gute Ansätze. Es gibt aktuell in der EU Tendenzen, klimaneutrale Verbrennungsmotoren (E-Fuel oder Wasserstoff) nicht zu verbieten. Wir müssen uns davon verabschieden, stur auf reine E-Mobilität hinzuarbeiten. Weder die flächendeckende Infrastruktur noch eine nachhaltige Bereitstellung der Akkukomponenten sind momentan technologisch machbar.

 

Promotech: Gibt es bei Ihren Kunden Vorgaben in Bezug auf Nachhaltigkeit?

Michael Benninger: Generell steigen die Anforderungen unserer Kunden und derer Kunden. In unserer Lieferantenrolle sind wir hier weit fortgeschritten, weil wir selbst Energie erzeugen, keine fossilen Brennstoffe für Heizung etc. verwenden und auf möglichst flächendeckendes Recycling achten. So sind wir auf gutem Weg zu einem grünen Fußabdruck.

 

Promotech: Wie ist Recycling / Upcycling für Promotech ein Thema?

Michael Benninger: Im Bereich von Metallen gibt es bei uns eine sogenannte Kreiselwirtschaft. Alles, was wir an Metallen und Metalllegierungen verstanzen, wird gesammelt und an die Metallhersteller zurückgeführt. Dies gilt ebenfalls für Ausschuss und prozessbedingten Abfall. Bei den Kunststoffen ist das nicht so einfach: Hier werden unsere Ausschüsse bei einem unserer Lieferanten recycelt. Wir dürfen kein recyceltes Material verwenden, da dies bei Sicherheitsteilen und Funktionsteilen für die Automobilindustrie nicht vorgesehen ist. Das recycelte Material wird von anderen Unternehmen für weniger kritische Produkte verwendet. Bei Neuanfragen wird jedoch bereits diskutiert, ob Recycling-Material verwendet werden darf. Ich lege aber auch unseren Mitarbeiter:innen einen bewussten Umgang mit den Materialien ans Herz. Jeder kann seinen Beitrag dazu leisten.

 

Promotech: Nachhaltigkeit betrifft auch das Personal. Wie setzen Sie das bei Promotech um?

Michael Benninger: Für mich sind faire Arbeitsbedingungen, Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und Diversität bei Kulturen die zentralen Themen, wenn es um Nachhaltigkeit beim Personal geht. Es darf nicht unterschieden werden, wo man herkommt, welche Hautfarbe oder Gesinnung man hat.

In der Administration arbeiten wir seit 2021 an der papierlosen Verwaltung. In den Abteilungen Einkauf und FiBu wurde bereits umgesetzt. Dadurch sparen wir jährlich über 350.000 Seiten Papier. Das entspricht zirka 1,75 Tonnen CO2. Für unsere Mitarbeiter:innen bedeutet der Wegfall von Druck und Ablage eine enorme Zeitersparnis. Im nächsten Schritt soll der gesamte CustomerService digitalisiert werden. Hier lassen sich weitere rund 100.000 Seiten Papier einsparen.

 

Promotech: Lassen Sie uns gemeinsam ein wenig Zukunftsmusik spielen – wie sieht Nachhaltigkeit in den nächsten 10 Jahren aus?

Michael Benninger: Die einzige Kontinuität ist die ständige Veränderung. Somit lässt sich noch nicht abschätzen, was die Nachhaltigkeit in den nächsten 10 Jahren bringen wird. Eines ist sicher, Promotech bzw. die Familie Benninger wird immer dafür stehen, in der Nachhaltigkeit ihrer Zeit voraus zu sein. Wir möchten uns langfristig und generationsübergreifend zukunftsorientiert aufstellen. Auch im Bereich Nachhaltigkeit.

 

Promotech: Wie ist Nachhaltigkeit weiterhin leistbar?

Michael Benninger: Natürlich ist es wichtig, „grün zu sein“. Aber für ein Familienunternehmen wie Promotech muss es auch leistbar bleiben. Jedes Nachhaltigkeitsprojekt wird kaufmännisch bewertet und nur dann umgesetzt, wenn es finanziell ausgeglichen ist. Der grüne Gedanke kann für einen Produktionsbetrieb nur dann sinnvoll umgesetzt werden, wenn am Ende noch Geld verdient wird.

 

Promotech: Was würden Sie der nächsten Generation mit auf den Weg geben?

Michael Benninger: Ich glaube, dass jede Familie, jeder Einzelne, sich Gedanken machen soll, was man in Bezug auf Nachhaltigkeit optimieren kann. Ich halte nichts von Verboten aber auch nichts von extremen Ideen. Der gesunde Hausverstand sollte regieren. Den Aktionismus der „Letzten Generation“ bzw. der „Klima-Kleber“ sehe ich als nicht zielführend. Wir müssen unseren Kindern eine lebenswerte Umwelt hinterlassen sowohl in wirtschaftlicher als auch in ökologischer Sicht. Aber auch unserer nachfolgenden Generation muss bewusst sein, dass es großer Anstrengungen bedarf, den Lebensstandard zu halten und nachhaltig zu sichern.

 

Stellen Sie Ihre Fragen zur Nachhaltigkeit bei Promotech!